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Lichtstreifen

 

Die meisten, die vollmundig über das Internet der Dinge philosophieren, haben mehrheitlich die Knackigkeitsgrenze längst überschritten und baden sich in immer neuen Vernetzungsphantasien als wäre es ein Jungbrunnen.

Was bei der fernsteuerbaren Heizung und der Hausbeleuchtung vielleicht halbwegs nachvollziehbar war, jedenfalls für Leute, die einen sehr unregelmäßigen Tagesablauf haben und ständig nachjustieren müssen, ist bei manch anderen Gerätschaften von sanfter Absurdität.

Zu Letzerer Gattung gehören etwa Kühlschränke, die mit zwei Kameras ausgestattet, bei jedem Öffnen der Kühlschranktür ein Bild machen und sie auf eine Handy-App laden. Sinn soll es sein, stets den Überblick zu behalten, was man alles hat und was nicht. Dummerweise versperren Einkäufe, die etwas größer sind, etwa Milchtüten oder Getränke, meistens die Sicht in die Tiefen des kühlschränklichen Universums. Schade eigentlich.

Ob man LED-Birnen wirklich per App steuern können muss, ist auch fraglich. Die Kosten für die intelligente Steuerung betragen ein Vielfaches und man fragt sich, was der Unsinn soll, aus der Ferne mitzuteilen, dass die Beleuchtung nicht mehr gebraucht wird. Das erledigen Bewegungsmelder besser und sie sind zuverlässiger als der Mensch, der dauernd an seine Beleuchtung Zuhause denken soll.

Ob der intelligente Wasserspender für Katzen, den Eignern wirklich per app mitteilen muss, wie viel das Tierchen denn getrunken hat, oder ob der Blick auf den Wasserstand im Schälchen genügt, diese Frage zu beantworten, gehört zu den Fragen, die man nur mit einer gewissen Technologieabhängigkeit abschließend beantworten kann.

Eine intelligente Bratpfanne ist in der Entwicklung, welche die Temperatur des Bratgutes nicht etwa per Display anzeigt, sondern per Funk auf die entsprechende Handy-App überträgt. Muss man dann immer zwischen Handy und Pfanne hin und herlaufen, um die Temperatur zu überwachen oder wird es, wie für Navis auch eine Handyhalterung für die Bratpfanne geben?

Auch die Frage, weshalb sich Garagentore oder Haustüren per Internet öffnen können sollen, wo klassische Fernbedienungen dasselbe ohne die Gefahr des Hackens beherrschen, können vielleicht nur die Hersteller beantworten. Und noch weniger können all die Hersteller beantworten, weshalb selbst die wenigen sinnvollen Anwendungen jeweils eigene Softwarelösungen benutzen und keine Standards.

Immer mehr seltsame Konstrukte wollen uns Probleme abnehmen, die wir gar nicht haben. Und immer mehr Sensoren erfassen endlich auch noch jene Bereiche unseres Lebens, die wir bisher noch nicht per Handy, Internet oder Smart-TV verraten haben. Das wird ein Fest für all die Big Data Sammler und Händler, wenn sie uns noch gezielter die Produkte vorschlagen können.

Doch auch wir ewig gestrigen Kritiker werden noch mal froh sein, wenn die Heizungsapp im Handy der Einkaufsapp mitteilt, dass die Heizung defekt ist und wir besser warme Pullover kaufen sollten. Oder wenn uns die Milchtüten im Kühlregal hinterherrufen, dass im Kühlschrank daheim die fettarme Sorte zur Neige geht.

Und dann drohen da am Horizont bereits die Kameras mit Motiverkennung, die selbsttätig mit der Aufnahme beginnen, wenn bestimmte Parameter erfüllt sind. Natürlich arbeiten sie mit automatisierten Drohnen zusammen, die sich selbsttätig aufladen wie Staubsaugroboter. Die lang ersehnte Ablösung dieser überflüssigen Kameraleute kommt spätestens mit der Kamera 4.0

 

Alles wird guuuut.

 

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