MC18 NOV17x2

Open menu

Social Media Icons Shop 55

Amateurs

Standfoto aus dem Spielfilm "Amateurs" zu sehen in Deutscher Filmfest-Erstaufführung im Münchener Theatiner Kino

 

Eine schwedische Kleinstadt mit der es kontinuierlich wirtschaftlich bergab geht, soll Besuch von Investoren aus Deutschland kriegen, die den Ort wieder beleben wollen. Bürgermeister und Verwaltung beschließen, dass ein Film über den Ort entstehen muss und fordern zunächst die Bewohner auf, Filme zu erstellen. Zwei Freundinnen, Aida und Dana beginnen, wie auch ein paar andere Bewohner mit ihrem Handy zu drehen.

 

Doch die ersten Probevorführungen gefallen dem Bürgermeister nicht, ein Profi wird dank dem Sponsoring der lokalen Baufirma beauftragt, einen Imagefilm zu drehen. Doch die beiden Freundinnen lassen sich nicht entmutigen und drehen weiter, während der Profi polierte Klischee Langeweile dreht. Damit beginnt eine Tabula-Rasa der beiden jungen Mädchen mit der Videokamera im Smartphone durch ihre Kleinstadt, die zugleich viele der Hoffnungen, Ängste und Sehnsüchte der multikulturellen Gemeinde beleuchtet.

 

Gabriela Pichler Q&A

Die schwedische Regisseurin Gabriela Pichler mit ihrer Mutter bei der Deutschen Filmfest-Erstaufführung von "Amateurs" im Münchener Theatiner Kino

 

Als dann am Ende die deutschen Investoren auch noch kurzfristig ihr angekündigtes Engagement zurückziehen wird die Aufführung des nun sinnlos gewordenen professionellen und gnadenlos öden Imagefilms, viel mehr aber noch die Premiere des wilden und zugleich liebenswerten Films der beiden Mädchen zu einem wahren Höhepunkt im Leben der Ortsbewohner. Und es zeigt sich, dass die frechen berührenden Miniportraits die Aida und Dana gedreht haben, die Bewohner viel mehr zusammengeschweißt und aufgestellt haben, als es irgendein ausländischer Investor je hätte bewirken können.

 

Dabei ist ein frischer, wilder, authentischer Film entstanden, der viele Grenzen konventionellen Filmemachens überschritten hat.

 

Spannende Arbeitsweise

 

Im Gespräch berichtet die Regisseurin Gabriela Pichler, wie aufwändig das war, all diese Menschen zu finden, mit ihnen zu drehen und wie viel Material schließlich geschnitten werden musste. Gedreht mit Team wurde acht Wochen lang, zusätzlich haben aber auch die Protagonisten selber Handyaufnahmen gedreht und es wurden auch während des Schnitts noch verschiedene Elemente nachgedreht. Allein der Schnitt hat Eineinhalb Jahre gebraucht.

 

Doch bereits das Casting war eine große Kraftanstrengung, zumal die Regisseurin zumeist nachdem sie die richtigen Personen für den gegebenen Handlungsrahmen (Kleinstadt hofft auf Rettung von Außen) gefunden hat, für diese individuell die Szenen und Abläufe erst entwirft. Beim Dreh wird dann ein Mix aus Drehbuchszenen und Improvisationen umgesetzt.

 

Die Protagonisten sind so gut wie alle Laien und spielen sehr glaubwürdig und überzeugend. Als aufwändig und nicht so einfach benennt die Regisseurin auch die menschliche Komponente. Ihre Arbeitsweise bedeute zugleich aber auch, viel Verantwortung für so viele zum Teil junge und problembehaftete Menschen zu tragen, welche weit über die reine Drehzeit hinaus reicht. Ein wenig fühle es sich so an als habe sie die beiden Hauptprotagonistinnen, Zahraa Aldoujaili und Yara Ebrahim Aliadotter adoptiert.

 

Interview mit Gabriela Pichler

 

 

Und die Schauspieler...

Gefragt nach den wenigen Profischauspielern, so gesteht Gabriela, ein etwas schlechtes Gewissen zu haben. Die meisten Aufnahmen mit den wenigen Profischauspielern habe sie gar nicht verwendet, lediglich die eine Freundin die mit der Hauptfigur boxen übt und im Cafe im Bildhintergrund der Mann der Kaffee kocht, haben es in den Schnitt hinein geschafft. So etwas den Schauspielern, die mitgearbeitet haben, mitzuteilen, ist sicherlich nicht ganz einfach.

 

Praktisch alle Figuren, von denen man angenommen hat, das müssten doch professionelle Schauspieler sein, haben sich als Laien herausgestellt, eine tolle Arbeit und ein erfrischender, starker Film.

 

(Gesehen von Mathias Allary)

 

Mehr Videos zum Filmfest gibt es hier

 

 

Neu im Shop

Dokumentarfilm Kurs 4000 small

Weitere neue Artikel

Es geht um mehrere hundert Millionen Euro, um welche allerlei Film-Verbände ringen, fast wie in einem Bandenkrieg

Nicht das marktschreierisch Spektakuläre, sondern das Leise, in den Menschen liegende, steht im Mittelpunkt ihrer Arbeit

Adobe hat mit VideoGigaGAN eine KI- gestützte Technik angekündigt, mit der man Videos beeindruckend nachschärfen kann

Jahre nach Googles Glass schickt sich Meta an, einen neuen Schritt in Richtung Datenbrille zu gehen. Kann man mit der von Ray Ban designten Brille Filme drehen?

Premiere Pro hat ab dem 24.2-Update einige sehr nützliche Audio Tools spendiert bekommen, welche manche Tonprobleme lösen können

Passt das zusammen,- künstliche Intelligenz und Dokumentarfilm? Wird die Wahrhaftigkeit damit verwässert oder sogar verfälscht?

Wer beim Bearbeiten von Videos in Premiere Pro richtig Zeit sparen möchte, kann dies mit Shortcuts äußerst komfortabel tun...

Im Sommer soll der Film on air gehen, der Trailer der ersten Ki gestützten Romantic Love-Story macht einem eher ein wenig Angst...

Tongeschichte: In den 90er Jahren kamen mit professionellen miniaturisierten DAT Geräten wahre Meisterwerke der Ingenieurskunst auf den Markt

Wir haben mit Regisseur Victor Kossakovsky über das dokumentarische Arbeiten und seinen Film "Architekton" gesprochen

Der amerikanische Hersteller produziert seit Jahrzehnten hochwertige Profi-Funkstrecken und sogar Soundrecorder, die den Funkempfang gleich eingebaut haben

Ein neues, medienübergreifendes Genre schickt sich an, auch das Kino zu erobern. Was steckt dahinter?