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HDTV

24p wurde ursprünglich als das Kürzel für ein in diversen Irrungen und Wirrungen als HDTV gehandeltes Format. Die Absicht, in den USA das frühere NTSC-Fernsehsystem flächendeckend durch ein digitales System zu ersetzen hatte seinerzeit (wen wundert’s?) die Geräteindustrie auf den Plan gerufen, Kameras zu erdenken, mit denen man für diese künftigen Standards produzieren kann.

 

Heute meint 24p nur noch, dass 24 Vollbilder aufgezeichnet werden, ursprünglich meinte die Industrie ein eigenes Format. Damals neues Merkmal dieser Kameras war die Aufzeichnung von 24 Vollbildern (progressive) gegenüber den bei Video sonst üblichen 2x25 Halbbildern (interlaced) für Kinozwecke. Also im Grunde genommen ein Vorläufer von HD, 2K und 4K. Auch die erhöhte Zeilenzahn 1080 gegenüber etwa den 625 Zeilen des SD-PAL-Systems oder in Pixeln ausgedrückt 1920x1080 erhöhte spürbar die Bildqualität. Daraus aber eine Ablösung des Films als Aufnahmemedium ableiten zu wollen, gehörten damals eher in die Abteilung „Werbesprüche“. Zu viele Qualitätsfaktoren waren noch sehr weit vom Film entfernt.

 

Qualitätsmerkmale

Die rein rechnerische Auflösung war gerade halb so hoch wie bei 35 mm. Der Kontrastumfang war verglichen mit modernen Negativmaterialien bescheiden. Vielleicht noch am ehesten vergleichbar mit frühen Umkehrmaterialien. Fehlbelichtungen führten zu unverzeihlichen Ausbrennern. Auch die Schärfentiefe (abhängig von der Größe der Aufnahmechips in der Kamera) war mit 35 mm nicht vergleichbar. Die Bilder neigten zu Flächigkeit, räumliche Tiefe wurde schlechter wiedergegeben als bei Film. Mit 8 Bit war die Farbtiefe weit von Film entfernt. Zudem wurde auch diese Informationsdichte nur komprimiert auf Band aufgezeichnet. Die Auflösung von schnellen Bewegungen war bei 24p noch unbefriedigend.

Auch von der Konstruktion der Kamera selbst her war der Abstand zu einer professionellen analogen Filmkamera gewaltig. Statt eines hellen optischen Sucherbildes gab es nur den elektronischen Schwarzweiß-Sucher. Die Toleranzen beim Auflagemaß der Objektivfassung waren höher als bei Filmkameras, das konnte zu Schärfeproblemen führen. Die Störsicherheit insbesondere bei Feuchtigkeit oder Kälte war bei einer Filmkamera ungleich höher.

 

Finanzielle Argumente

Gerne wurde auch das Argument der Kostenreduktion in die Waagschale geworfen. Für TV mochte 24p gegenüber der Produktion auf Film vielleicht eine Perspektive sein. Abgesehen davon wurden natürlich die tatsächlichen Kosten durch Demo-Projekte, gesponsert von der Industrie, etwas verfälscht. Aber wie sah es denn konkret aus, wenn man Ende der Neunziger Jahre mit den Vorläufern der HD Kameras mit 24p für die Leinwand produzierte?

Eine Kassette mit 50 Minuten Aufzeichnungslänge für 100 Euro, das klang wirklich günstig, verglichen mit Rohfilm und Kopierwerkskosten. Rechnete man aber die damaligen Mietpreise für Kamera und Schnittplätze mit ein, und zudem die damals in Vor-DCP-Zeiten notwendige Ausbelichtung auf Film (Film Recording) 2 bis 3 Euro pro Einzelbild, dann war 35 mm bei einem üblichen Drehverhältnis von ca 1:10, ja selbst 1:15 noch deutlich günstiger und Super 16 geradezu billig. Deshalb war 24p eher der Beginn einer Entwicklung in Bezug auf Kino und natürlich ein neues HDTV-Fernsehmedium. 24p war auf jeden Fall ein Fortschritt für die Videotechnik.

Die postulierte Ablösung des Films als Aufnahmeformat für das Kino sollte noch fast ein Jahrzehnt auf sich warten lassen. In der Zwischenzeit haben zahlreiche Pilotprojekte vom „Werk“, Wim Wenders u. a. uns die wachsenden Möglichkeiten mit 24p auf die Leinwand zu gehen, aufgezeigt und der Industrie die Schwachstellen aufgezeigt. Ohne diese erste Generation der höher auflösenden Videokameras mit hohem Anspruch wären die heutigen HD Kameras undenkbar gewesen.

 

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